Berlin, Januar Was war denn das jetzt? Nach den obligatorischen fünf Stunden — darunter macht's der Noch-Volksbühnen-Intendant nicht mehr — schüttelt man sich erst einmal einen Trip aus den Gliedern, dessen expressive Finsternis einem auch bei Frank Castorf nicht alle Tage begegnet. Diesmal hat man sich nicht — wie noch bei den Karamasows — in den Bert Neumann'schen Sitzsäcken gefläzt: Zum düster dräuenden Turm gestapelt, hinter dem Kunstnebel im Gegenlicht wallt, laden sie vielmehr zum Schauen ein. Eine Abraumhalde? Ein mythischer Berg? Ein rauchender Lavahaufen? Gegeben wird Friedrich Hebbels "Judith". Ein Stück, dessen alttestamentarisch kraftstrotzende, wenn nicht kraftmeiernde Gestalten schon den Spott eines Karl Kraus herausgefordert haben: Eine Parodie sei diese Tragödie, die den Nestroy'schen Hohn Nestroy hatte Hebbels "Judith" neun Jahre nach der Uraufführung recht prominent veräppelt schon in sich trage und die auf die Grimasse angewiesen sei. Und ja, sieht man Martin Wuttke anfangs neckisch über die Sitzsäcke hüpfen und klettern, breitbeinig watschelnd und aus federnden Knien staksend, mit kahlem Schädel und Pferdeschwanz, hört man ihn fisteln und krächzen, so scheint die Grimasse nicht fern: In diesem brutalen Baals-Jünger Holofernes steckt viel Arturo Ui, eine Rolle, die Wuttke seit nunmehr über 20 Jahren am nur zwei Kilometer entfernten Berliner Ensemble einzigartig komisch verkörpert. Doch der parodistische Zungenschlag bleibt an diesem Abend Episode, nur ab und an kehrt er zurück, am kräftigsten wohl, wenn zur fröhlichen Wiederbelebung des langsam ermattenden Publikums in der fünften und letzten Stunde der Aufführung ein echtes Kamel die Bühne entert. Denn jenseits des Hebbel-Textes wird viel Wildes und Wirres geraunt: Man hört von Riten und Kulten, von Heliogabal und vom Schisma des Irshu wer, bitte, kann mir sagen, was das ist? Ausweislich des Programmblattes lauschen wir dabei Artaud und Baudrillard ein paar unvermeidliche Heiner-Müller-Sätze fallen natürlich auchdoch da ist auch Anderes zu hören, der antike syrische Dichter Lukian etwa und wohl auch die eine oder andere esoterische Quelle. Dazu wabern beständig dissonant basswummernde oder orientalisierende Klänge bedeutungsschwanger und Weniges bedeutend durch den Raum. Auf diffuse Weise ist so nahezu alles in dieser Inszenierung auf einen archaisierenden Expressionismus abgestellt. Es ist zum Weglaufen! Und es ist faszinierend! So gespreizt die Textauswahl bei Hebbel angefangen auch sein mag, so chaotisch das alles zusammengemantscht scheint, so irritierend bleibt es doch auch in seiner ungeschlachten Setzung. An der Kraft des Kapriziösen etwa, die Birgit Minichmayr ihrer Judith verleiht, an ihrer immer wieder überschnappend ins Heisere kippenden Stimme mag man sich kaum sattsehen und -hören. Was man mit gleichem Recht von der messerscharfen Direktheit Jasna Fritzi Bauers als Judiths Magd Mirza sagen kann. Vom aasigen Wuttke ganz zu schweigen. Und so goutiert man am Ende doch noch halbwegs wach die finale Pointe — Achtung, Spoiler! Holofernes ist immer noch da und darf das Schlusswort sprechen, während Judith, den abgeschlagenen Kopf in Händen, verzweifelt davonwankt. Dann aber schüttelt man seine Glieder und fragt sich: Was war denn tabea braun escort berlin jetzt? Mit: Birgit Minichmayr, Martin Wuttke, Jasna Fritzi Bauer, Mex Schlüpfer, Stefan Kolosko. Dauer: 5 Stunden, eine Pause www. Castorfs "Judith" "vermag Für P eter Laudenbach von der Süddeutschen Zeitung Birgit Minichmayr fand Laudenbach "gefährlich lasziv", Martin Wuttke wiederum "beneidenswert verspielt". Laudenbach empfand "Judith" tabea braun escort berlin "moralfreie Kehrseite seiner letzten Arbeit, der erstaunlich klaren Auseinandersetzung mit Dostojewskis 'Brüdern Karamasow'". Er empfand den Abend als "ehrlich gesagt ziemlich anstrengend. Relativ unwitzig, untypisch für ihn. Beinahe scheint es, als wolle Castorf, der die Volksbühne ja schon mit Beton planiert hat, bevor demnächst Chris Dercon die Intendanz übernimmt, den letzten Zuschauer vergraulen. Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung Zwar seien viele Zuschauer zwischendurch ausgestiegen, dennoch "bleiben sie bis zum Schluss", und "nach fünf zermürbenden Stunden gibt es einen erstaunlich kraftvollen Schlussapplaus. Das Zusammenspiel von Birgith Minichmayr als Judith und Martin Wuttke als Holofernes sei intensiv. Christine Wahl sah für Spiegel Online Rüdiger Schaper vom Tagesspiegel Nichtsdestotrotz sah er in der Volksbühne eine Inszenierung, "die keinen Fokus hat, keinen Rhythmus und einen schlechten Sound". Doch "wie so oft bei Castorf" werde man von der zweiten Hälfte für das Ertragen der ersten belohnt.
Sie tritt an die Rampe. Sie erlebt, wie sie eben doch nicht kalt und emotional unbeteiligt bleibt. Sollte irgendwo sonst in einem deutschen Unternehmen der Vorgesetzte seine Mitarbeiter in dieser Form ansprechen, und das auch noch öffentlich und im Fernsehen, wäre das ein Fall für die Gerichte und sowieso das öffentliche Strafgericht der Moral Judith, Berlin: Sadismus 50 martin baucks Judith, Berlin: Hirn aus dem Kopf spielen 26 DieHuupspitanz
Premieren an der Volksbühne
Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, Germany heuteficktreff.de Tabea Braun. Deutsch: Geboren in Friedberg/Hessen. Wer keinen. Im Gepäckfach haben wir dabei: jede Menge Spa, zugige Tanz- und Lipsynceinlagen und ein Pop- und Punkkonzert, dass es Euch den Sitz wegfährt. Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen bei Andrzej Wirth und Hans-Thies Lehmann. Photo by Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz on January 16, Tabea Braun, Chorleitung: Christine Groß, Licht: Lothar Baumgarte, Videokonzeption und Kamera: Andreas Deinert, Ton: Christopher von Nathusius, Tonangel.Und, natürlich für die Übergänge: Musik. Castorf sollte endlich mal aufräumen mit all diesen westlichen Krankheiten, wie Amnesty, der Albert Schweizer Stiftung, Greenpeace, und packen wir doch gleich die Grünen und die Heinrich Böll Stiftung noch mit drauf, und all diese Fahrradfahrer und Genderfreaks und Veganer. Ist Wuttke, mit seinem seltsamen Pferdeschwanz, denn nun tatsächlich das Abbild des Westens? Beide solidarisieren sich miteinander und ziehen gemeinsam gen Westen, um dort Gucci zu kopulieren? Sogar mit einem künstlichen Theaterton, der auch nur nach Provinz riecht. Der inszenierte Charakter dieser Probenausschnitte ist doch offenkundig. Seine Verlässlichkeit in Trotz und Grobianismus wird sehr vermisst werden. Wo Castorf vor der Pause eine durchaus gelungene Essenz seines Theaters schafft, es zu ungeahnter atmosphärischer Dichte konzentriert, da löst es sich in der zweiten Hälfte in seine Bestandteile auf. Februar Protest gegen Kulturkürzungen in Klagenfurt Hier noch eine Fundstelle. Leider ist der Abend aber auch um 20 Minuten zu lang und oft zu albern. Heliogabal wiederum kam aus Syrien und wird in verschiedenen Texten als Sohn einer Hure beschrieben. Der Sturm, Koblenz Gegenstimme. Fräulein Else. Ein Streit darum, verkürzt gesagt, ob das Männliche oder das Weibliche Prinzip vorherrschen soll. Judith, Berlin: nicht sehr besonders für Castorf 9 Joris Seine Volksbühnenproduktion Kill your Darlings! Ein Sommernachtstraum. Sie tritt an die Rampe. Wenn sie ihnen hilft, überlasse ich sie ihnen für eine Kurzfassung ihrer Interpretation, falls sie sinnfällig ist und nicht mit einer "Spermawiege" beginnt. Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag, damit wir weiter für Sie schreiben können. Er bemüht die kurze Produktionszeit, als Grund für seinen Sadismus. Kraft des Kapriziösen Es ist zum Weglaufen! Judith, Berlin: Einziges Chi-Chi 10 Theaterinberlin Judith, Berlin: wo du schwach dich zeigen darfst 52 Inga Gilt das als intensiv? Das bedroht ihre weltliche Macht, aber eben leider nur kurzzeitig. Kurz: Volksbühnen-Diskurs. Judith, Berlin: Vertrauensbruch 29 Gretel Walfisch